Feedback und Kommentare zum Buch Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan

Einsatztagebuch

Wir freuen uns über Feedback und Kommentare zu der Webseite, zum Buch und allgemeines zum Thema Auslandseinsätze der Bundeswehr. Die Beiträge werden erst nach Freischaltung auf der Webseite erscheinen.

(Kommerzielle bzw. nicht themenrelevante Werbeeinträge sind nicht erwünscht)

 

Kommentar von Birgit |

Guten Morgen Ihr beiden,

der Feedreader teilt mir schön brav jede Änderung an Eurer Webseite mit :-)

Ich hab gerade gelesen, daß dem BMVG das Buch vorliegt. Macht Ihr das zu Eurer Absicherung oder ist das ein "muß"?

Einen schönen Tag wünscht
Birgit

Redaktionelles Feedback: 25.01.08

Hallo Birgit,

dem BMVg das Buch zur Überprüfung einzureichen hatte zweierlei Gründe.

Der erste ist rein pragmatisch, rechtlicher Natur:
Es sind auch Fotos in dem Buch abgebildet. Neben den Bildern, die ich selbst für die Rückblenden aufgenommen habe, stammen viele von den Auslandeinsätzen in Uwes "Erinnerungs"-Archiv. Für das Buch habe die Bilder redaktionell ausgewählt, um sie in Kontext mit den Texten zu setzen. Da nicht bei allen Bildern die Herkunft eindeutig ist, mußte ich mich zur Bildrechtsabklärung an das BMVg wenden.

Der zweite Grund ist menschlicher:
Bis zu Beginn der Diplomarbeit hatte ich vorher noch nie etwas mit der Bundeswehr zu tun. Und da mir der Einblick fehlte, war meine Einstellung dementsprechend - Genauer gesagt ich hatte dazu keine. Es tangierte mich schlichtweg nicht. Genau das gab mir einen guten Ausgangspunkt für die Arbeit, denn so konnte ich das Konzept sehr glaubwürdig umsetzen. Das Konzept der Diplomarbeit sah vor, Einblick zu nehmen in das persönliche Erleben - mit dem Autor als Protagonisten und von dort aus die Thematik von verschiedenen Seiten zu betrachten.

Während dieser Arbeit wurde mir klar, daß neben den beruflichen Anforderungen - insbesondere bei Soldaten mit Verwendung im Auslandseinsatz - die seelischen und familiären Belastungen ungeheuer groß sind.

Nun gibt es bei der Bundeswehr das Bestreben nach "Transformation". Teil dieses Reformprozesses ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auslandseinsätze gab es ja z.B. bis vor wenigen Jahren gar nicht. Somit gibt es viel zu tun für die BW.

Viele Soldaten wünschten sich, das Buch mit nach Hause zu Ihrer Partnern und Familien zu nehmen und so ein Stück weit das eigene Unvermögen über Ängste und Gefühle zu sprechen kompensieren zu können. Nach dem Motto, wenn sie das liest, versteht sie mich vielleicht besser....

Das berührte mich sehr und ich wollte das Buch nicht einfach in der Schublade verschwinden lassen, wie viele es mit ihren Emotionen tun, sondern es das werden zu lassen, zu was es imstande ist - eine Botschaft rüberzubringen.

Deshalb stellte ich das Buch dem Verteidigungsministerium vor, um der BW die Gelegenheit zu geben, die Veröffentlichung des Buches mit zu unterstützen - und so ein Zeichen zu setzen bei dem Prozess der Transformation. Wie schon in der Buchbeschreibung steht... Es ist ein eher stilles Buch, eines das Außenstehende nachdenklich werden läßt und den Soldaten zeigt, daß sie Ihren Mann stehen, obwohl oder trotz... oder gerade weil sie Gefühle haben. Es ermutigt sie sich menschlicher zeigen zu dürfen. Dann klappts vielleicht auch besser mit der Aufarbeitung.
Liebe Grüsse Simone

Kommentar von H.P. |

Leider wird meiner Meinung nach der Öffentlichkeit ein falsches Bild von den Auslandseinsätzen der Bundeswehr gezeigt. Nämlich solch eines, welches den politischen Parteien gefällt. Auch eine Art Zensur. Um so wichtiger sind solch Erfahrungen, Erlebnisse von Soldaten, die auch den Mut haben, diese zu veröffentlichen. Bezeichnenderweise sind es eben nicht die Generale oder Stabsoffiziere die diesen Mut aufbringen, sondern kleinere Dienstgrade (siehe auch "Endsation Kabul"). Wenn 77% der Bevölkerung gegen den Einsatz deutscher Tornados in Afghanistan sind, wieso schicken unsere Politiker die dann hin? Ist das die Demokratie die unsere Gründungsväter wollten. Zu guter letzt hab ich gehört das "deutsche Soldaten das Sterben lernen sollten". Anders: Deutsche Mütter, Väter, Frauen, Männer und Kinder müssen lernen, ihre Liebsten zu verlieren. Krank.

Danke für dieses Buch an allen Beteiligten.

Redaktioneller Kommentar:
Liebe(r) H.P.

Vielen dank für Ihren Eintrag.

leider muß ich Sie enttäuschen. Das Buch zielt nicht darauf ab die Bundeswehr zu diskreditieren. Genausowenig verherrlicht es irgendetwas. Vielmehr fordert es den Leser dazu auf, den Auslandseinsatz von verschiedenen Seiten aus zu betrachten. Dementsprechend enthält es keine sensationellen Enthüllungen, sondern gibt einen Einblick in das gefühlte Erleben des Autors während des Einsatzes (das Tagebuch) sowie im heute - einige Jahre danach in Form von Rückblenden. Meiner Meinung nach ist das der spannendere Teil der Geschichte.
Durch die Personifizierung des Erlebten eines Einzelnen wird es für den Leser greifbarer bzw. berührbarer - ohne daß es als Verallgemeinerung zu verstehen ist.
Doch es zeigt eines ganz deutlich, der Autor brachte den Mut auf, über seine Gefühle zu schreiben, und sie so in Worten zum Ausdruck zu bringen. Viele Soldaten sprechen nicht über ihre Erlebnisse und verarbeiten für sich im Stillen. Die Familien und Partner leiden oft genauso darunter. Viele Beziehungen zerbrechen daran.

Das Buch ist in diesem Sinne eine Aufforderung, den Soldaten als Menschen zu betrachten, der genauso Gefühle und Bedürfnisse hat wie jeder andere auch.
Zum anderen soll es den Soldaten Mut machen, zu sich selbst zu stehen.

In diesem Sinne herzliche Grüsse

Simone

Kommentar von Birgit |

Lieber Uwe,

überzeugt davon, daß es keine Zufälle gibt, sondern daß sich die richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt begegnen, freue ich mich über unsere Begegnung von heute Abend.

"Tu Deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind" (ein Zitat aus der Bibel) ist mir ein Leitspruch und ich finde es schön, in Dir einen Menschen kennengelernt zu haben, der dies auch zu seiner Lebenseinstellung gemacht hat. Die Welt braucht Menschen, die nicht schweigen, nur weil sie die Konsequenzen - gleicher welcher Art - fürchten.

Ich gestehe, daß ich mich für das Leben in der Bundeswehr erst interessiere, seit mein Sohn gemustert wurde. Inzwischen leistet er seinen Grundwehrdienst, aber nicht, weil er muß, sondern er ist mit ganzem Herzen und aus Überzeugung dabei. Wenn man ihn heute fragt, was ihm wichtig ist, nennt er seine Freunde und seine Kameraden gleichzeitig.

Ich hatte beim Gelöbnis Gelegenheit - unwissend - mit dem Hauptmann und Kompaniechef fast eine Stunde zu verbringen, die sehr ungezwungen war. Ich habe sehr viel Menschlichkeit erlebt, übrigens auch bei den verschiedenen Reden beim Gelöbnis, die sehr persönlich gehalten wurden.

Ich wollte mich eigentlich kurz fassen, das hat nun nicht ganz geklappt :-)

Ich freue mich auf das Buch und ich freue mich auf die Eröffnung des Forums und lasse zum Abschluß noch ein Gebet von Lothar Zenetti (Pastor aus Frankfurt/Main) da, von dem ich mir wünsche, daß es den einen oder anderen Leser zum Nachdenken anregt.

Was keiner wagt
das sollt ihr wagen.
Was keiner sagt,
das sagt heraus.
Was keiner denkt,
das wagt zu denken.
Was keiner anfängt,
das führt aus.

Wenn keiner Ja sagt,
sollt ihrs sagen.
Wenn keiner Nein sagt,
sagt doch Nein.
Wo alle zweifeln,
wagt zu glauben.
Wo alle mittun,
steht allein.

Wo alle loben,
habt Bedenken.
Wo alle spotten,
spottet nicht.
Wo alle geizen,
wagt zu schenken.
Wo alles dunkel ist,
macht Licht.

(Lothar Zenetti)

Danke Uwe!

Mit herzlichen Grüßen

Birgit

Redaktionelle Ergänzung:

Via Mail, 22.01.08: Liebe Simone, Lieber Uwe, ich habe gerade mit Lothar Zenetti telefoniert, weil ich mir seine Erlaubnis holen wollte für die Veröffentlichung seines Textes "was keiner wagt". Er hat sofort zugestimmt - worüber ich mich sehr freue. Ich wollte Euch dies noch wissen lassen..! Liebe Grüsse Birgit

Kommentar von Markus |

Wir sollten uns alle zurücklehnen und ein paar Minuten die Augen schließen, die Einsätze die wir gefahren haben, wirklich alle so sinnvoll sind. Für Soldaten klingt es plausibel, für unsere Bürger...Verschwendung (nicht nur der Steuergelder), sondern auch menschlicher Ressourcen. Angehörige, die Angst um ihre "Soldaten, Kinder, Väter, Mütter" haben.
Diese sind die Leidtragenden... für Soldaten ist es ein Job...ohne lange darüber nachdenken zu müssen, geht man.

Ich freue mich auf die Gedanken eines guten Kameraden.


Im Gleichschritt zogen junge Leben
zu Menschen hin ins fremde Land
man sagte das sind eure Feinde

die anderen sagten es auch
und Krieg begann

Im Gleichschritt zogen Todesschatten
legten Schlingen ins weite Land
man sagte kämpft nur munter weiter

die anderen sagten es auch
und Krieg tobte unermüdlich
zog Seelen ins kalte Grab.

So soll es nicht werden, oder ist es bereits so?

Kommentar von daniel |

Das Interesse der deutschen Bevölkerung an der Arbeit ihrer Soldaten scheint zu erwachen.

Tornadodiskussion-Attentate-Sinnfrage Afghanistaneinsatz-QRF- die Aufmerksamkeit nimmt zu.

Sich als junge Mensch mit seinem Tod oder seiner Verwundung vor Beginn des Auslandseinsatzes ausseinandersetzen zu müssen ist schon nicht einfach.

In den vier Monaten versucht der Soldat, mit hohem Engagement dieses Risiko für sich selbst und seine Familie zu rechtfertigen.

Zurück in Deutschland kommt für viele dann aber die unangenehmste Seite. Kaum jemand nimmt Notiz davon, was geleistet wurde. Verständnis für die Vorgänge in Afghanistan bringen die wenigsten auf. Interesse....?

Ohne es bisher lesen zu können- Bücher wie ihres sind ein wichtiger Teil der Verarbeitung des Erlebten.
Erfahrungen teilen- Aufmerksamkeit erfahren.

Wir belächeln die Amerikaner, die ihren Soldaten schon fast inflationär Bandspangen verleihen und praktizieren lieber deutsche Bescheidenheit.

Bandspange Bronze für jeden, Silber ab 360 ! Einsatztagen in einem Einsatzland und eine Verleihungszeremonie, die zur Pflichterfüllung verkommt. Alles schnell erledigen, bevor es wieder nach Hause geht.

Neben den aufkommenden Erfahrungs- und Sensationsbüchern begrüße ich ihre angekündigte, wissenschaftlich fundierte Arbeit und erhoffe mir, dass Sie damit ein Gegengewicht bilden können.

Mein Respekt gilt jedem, der seine Erfahrungen zivil-verständlich aufbereiten und weitergeben kann.

Redaktionelle Anmerkung:

hallo daniel,
es ist in dem klassischen sinne KEINE "wissenschaftliche" arbeit sondern ein diplom für grafikdesign (informationsdesign).
ziel war es die "botschaft" so rüber zu bringen, daß der leser/betrachter auch sieht und "spürt" was in den texten transportiert wird.
die persönlichen texte sind vom autor selbst geschrieben (tagebuch und rückblenden) bzw. teile eines interviews absolut authentisch und nicht verändert worden.

herzliche grüsse
simone